Geschichten


Weihnachten

Was riecht denn da so seltsam? Sowas habe ich ja noch nie gerochen. Wo kommt das denn her? Muss wohl mal ein Auge aufmachen und einen Blick riskieren. Bin ich eigentlich schon richtig wach. So ein Schläfchen am Nachmittag ist schon was feines. Ach so, Frauchen steht mal wieder in der Küche. Aber um diese Zeit gibt es eigentlich noch kein Abendessen. Und Mittagessen gab es schon.

Es riecht wirklich verlockend. Ein wenig süß, was ja eigentlich nicht mein Geschmack ist, aber dennoch lecker. Ich werde mich doch mal in die Küche aufmachen müssen. Frauchen sieht ziemlich beschäftigt aus. Ob sie mich bemerkt?

Da kommt Adrian angerannt. "Ist der Kuchen schon fertig?" Kuchen also. Normalerweise nicht besonderes, wenn es diesmal nicht so anders riechen würde. "Es dauert noch mindestens eine Stunde, bis der Weihnachtskuchen fertig ist.", antwortet Frauchen. Weihnachtskuchen? Was ist das denn nun schon wieder? Darf ich mal sehen? Aber Frauchen lässt mich nicht.

Aus dem Wohnzimmer kommen laute Geräusche. Herrchen ruft, "Kann mit jemand mal die Tür aufhalten?" Kann ich, aber mich lässt ja keiner. Was schleppt der den herein? Einen Baum, den hättet er auch direkt durch das Gartentürchen in den Garten tragen können. Den will er doch nicht wirklich im Wohnzimmer aufstellen. Mein Herz schlägt höher. Eine Überraschung für mich! Bäume liebe ich über alles. Im Garten haben wir ja schon ein paar, aber im Wohnzimmer bisher noch keinen.

Er trägt den Baum in die Ecke des Raumes. Den Sessel hat man schon ein wenig auf Seite gerückt, damit genügend Platz ist. Herrchen und Adrian stellen den Baum auf. "Schöner Weihnachtsbaum!", meint Adrian. Ein Weihnachtsbaum soll das sein? Sieht meiner Meinung aus, wie eine einfache Tanne. Von denen habe ich schon viele im Wald gesehen, wo wir häufig spazieren gehen.

"Dürfen wir gleich Schmücken?" Adrian ist schon in den Keller verschwunden und kommt mit ein paar Kartons und Tüten wieder. Er stürzt sich auf die Kartons und packt glitzernde Kugeln aus, während Joshua eine lange Kette um den Baum wickelt. Meine Augen werden immer größer. Habe ich heute etwa Geburtstag? Der Baum glitzert mehr und mehr. Plötzlich flackern unendlich viele kleine Lichter auf. Ist das ein schöner Baum... Und alles für mich.




Waldspaziergang

Immer, wenn Frauchen ihre Stiefel und ihre Winterjacke anzieht, kann es sein, dass wir Spazieren gehen. Spazieren gehen ist toll. Da gibt es ewig viele spannende Gerüche und man trifft andere Hunde, mit denen man häufig ein wenig tollen kann.

Da mich Frauchen jedoch manchmal vergisst mitzunehmen, setze ich mich bei erster Gelegenheit direkt vor die Eingangstür und wedel kräftig mit dem Schwanz. Jetzt muss sie schon über mich rübersteigen. Manchmal hilft das aber auch nicht. Dann trägt sie mich in das Wohnzimmer, schließt die Tür und geht ohne mich. Als wenn es nicht genug Gerüche und Geräusche für uns beide genug gäbe.

Heute zieht auch Herrchen seine Winterschuhe und die schwarze Winterjacke an. Gleich mal um ihn herumlaufen, damit er merkt, dass ich auch mitkommen will. Und immer kräftig mit dem Schwanz wedeln. Aber das macht mein Schwanz schon ganz allein. "Ja Coco, wir gehen ja gleich!", sagt Herrchen. Super, ich bin dabei. Frauchen sucht schon nach der Hundeleine. Ein blödes Teil, weil ich damit nicht so schnell rumtollen kann. Aber das ist der endgültige Beweis, das wir gemeinsam rausgehen.

Hoffentlich fahren wir nicht wieder in das große Einkaufszentrum, wo ich pausenlos Acht geben muss, dass ich von den vielen Beinen nicht getreten werde. Aber heute ist glaube ich Sonntag. Haben da die Geschäfte nicht zu? Ok, warten wir es ab.

Frauchen hat mir jetzt die Leine umgelegt und wir gehen gemeinsam nach draussen. Herrchen hat schon die Beifahrertür vom Auto für mich geöffnet. Na ja, Auto fahren ist immer noch nicht meine Sache. Ein paar mal ist mir schon Schlecht geworden. Aber da ist immer Frauchen gefahren. Jetzt setzt sich Herrchen hinter das Lenkrad. Der fährt nicht so sportlich, was mein Magen wesentlich besser verträgt. Da mache ich es mir mal im Fußraum vor Frauchen bequem. Es kann los gehen.

Nach 10 Minuten ist die Fahrt schon wieder beendet. Frauchen öffnet die Tür und ich sehe einen Schotterweg und viele Bäume. Hurra, wir sind im Wald! Da gibt es viele interessante Gerüche, die es in der Stadt nicht gibt. Ausserdem hat es hier kaum Beine, auf die man aufpassen muss. Ab und zu kommt ein Radfahrer gefahren. Aber den höre ich schon von weitem und Frauchen ruft mich dann immer zu sich, weil sie Angst hat, dass ich mit dem Radfahrer spielen möchte. Will ich aber nicht.

Wann nimmt sie mir denn endlich die Leine ab. Jetzt bin ich doch schon bestimmt 2 Minuten braf neben ihr her gelaufen. Als hätte sie es gehört, bleibt sie stehen und beugt sich über mich. Leine los und raketenmäßig Gas gegeben. "Coco!". Was ruft Frauchen denn jetzt schon wieder? Ach ja, erst auf ihr Kommando warten. Also abgebremst und braf, wie es sich für eine wohl erzogen Pudeldame gehört, zu Frauchen zurückgelaufen.

"So ist sie braf!", sagt sie und knuddelt mich. "Und los!". Das war das Startsignal worauf ich gewartet habe. Gleich mal einige Meter Kurzsprint und dann zum nächsten Gebüsch. Hier ist eindeutig kürzlich ein Kollege vorbei gekommen. Was riecht denn weiter rechts so verlockend? Gleich weiter, da sind ja noch so viele Gerüche zu entdecken.

"Coco! Hierher!". Frauchen steht ein ganzes Stück entfernt. Mann, war ich wieder schnell. Frauchen mag es gar nicht, wenn ich mich zu weit von ihr entferne. Also gleich wieder im Galopp zurück. Da freut sie sich.

Nach einiger Zeit ruft mich Herrchen. Er hat sich auf dem Weg hingehockt und einen Fotoaparat in der Hand. Er möchte wieder ein paar Fotos für das Album machen. Also los! Liegen meine Pudellocken richtig? Ich laufe zu ihm. Hey, liegt da nicht ein großer Tannenzapfen auf dem Weg? Gleich mal dran schnuppern. Wie konnte ich den vorhin übersehen? Tannenzapfenwerfen mach riesigen Spaß. Du schleuderst ihn in die Luft und versuchst ihn wieder aufzufangen. Gleich nochmal. Herrchen scheint es nichts auszumachen, dass ich nicht zu ihm gelaufen bin. Er freut sich über mein Spiel und fotografiert und filmt. Frauchen spielt mit und wirft mir einen neuen Tannenzapfen zu. Aber selber Tannenzapfen werfen und wieder auffangen kann ich am besten.

Dann steckt Herrchen den Fotoaparat wieder ein, und Frauchen und er gehen weiter. Ich bin viel schneller als sie. So habe ich genügend Zeit, an all den Pflenzenstengeln und Baumstämmen zu schnuppern. Wenn Frauchen ruft, laufe ich immer gleich zu ihr. Da freut sie sich streichelt mich ausgiebig.

Dann kommen wir wieder auf den Parkplatz und es geht wieder zurück nach Hause. Zufrieden döse ich im Fußraum des Autos ein.